Neue Studie des Justizministeriums
Knapp die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger fühlt sich bei der Arztsuche unzureichend informiert
(prejus) Auf einer Fachtagung wurden Möglichkeiten zur Unterstützung bei der Arztsuche diskutiert und ein Prototyp für verbraucherfreundliche Angebote in diesem Bereich vorgestellt.
Im Rahmen einer digitalen Veranstaltung des IGES Instituts wurden die Ergebnisse der vom Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) geförderten Studie zur „Transparenz in der vertragsärztlichen Versorgung“ vorgestellt und diskutiert. An der repräsentativen Befragung, die der Studie zugrunde liegt, haben mehr als 2.000 Personen teilgenommen. Die Studie zeigt, dass sich nahezu die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger bei der Arztsuche unzureichend informiert fühlt.
Notwendig erachtete Angaben über Praxen müssten zudem häufig mühselig im Internet zusammengesucht werden oder fehlten ganz. Nicht zuletzt wegen der Studienergebnisse fordern Expertinnen und Experten daher, die Rahmenbedingungen der Arztsuche zielgenauer an den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten auszurichten. Wichtig sind hierbei auch Erfahrungen und Bewertungen anderer Patientinnen und Patienten, da sie bislang als einzige Informationsquelle über subjektive empfundene Qualitätsmerkmale Aufschluss geben können. So ist es für Patientinnen und Patienten wichtig, ob sich die Ärztin oder der Arzt ausreichend Zeit für das Patientengespräch nimmt oder über die sich bietenden Therapieoptionen patientengerecht aufklärt.
Verbraucherschutzstaatssekretär Prof. Dr. Christian Kastrop erläutert: „Das Gesundheitswesen muss sich an den Bedürfnissen und Wünschen der Patientinnen und Patienten ausrichten. Dazu gehört, ihr Recht auf freie Arztwahl auf der Basis von transparenten und aussagekräftigen Qualitätskriterien. Bei diesen Kriterien sollen vor allem auch die von den Patientinnen und Patienten wahrgenommenen Unterschiede in der medizinischen Versorgung berücksichtigt werden.
Transparenz erleichtert Menschen auf der Suche nach medizinischer Hilfe, sich in voller Kenntnis der Chancen, Risiken und Kosten für oder gegen eine Therapie zu entscheiden. Die Informationen zur Qualität der medizinischen Versorgung müssen übersichtlich, verständlich, vergleichbar und verbrauchergerecht aufbereitet und veröffentlicht werden. Die Ergebnisse des vorliegenden Projekts leisten dazu einen wichtigen Beitrag und zeigen wertvolle Lösungsansätze auf.“
Weitere zentrale Ergebnisse der Studie sind:
• Wie wichtig die richtige Arztwahl auch für eine dauerhafte Behandlung und damit effiziente Gesundheitsversorgung ist, zeigt ein weiteres Befragungsergebnis der Studie: So denkt jeder dritte Befragte über einen Arztwechsel nach, weil er bzw. sie mit der Behandlung unzufrieden ist oder ein Arzt bzw. Ärztin ihm bzw. ihr nicht weiterhelfen kann oder er bzw. sie eine besser erreichbare Praxis sucht.
• Persönliche Empfehlungen und Bewertungen anderer Patientinnen und Patienten werden von den Befragten als sehr hilfreich für die Arztwahl angesehen. Neben persönlichen Empfehlungen suchen medizinische Hilfesuchende gezielt nach offenen Patientenbewertungen im Netz und trauen sich zu, diese subjektiven Eindrücke richtig zu interpretieren.
• Die Befragten geben an, dass neben subjektiven und objektiven Qualitätsinformationen häufig auch Angaben zum Zugang und zur Organisation von Praxen fehlen. So ist es für Patientinnen und Patienten oft sehr aufwändig herauszufinden, ob eine Praxis noch neue Patientinnen und Patienten aufnimmt, wann Termine frei sind und Akutsprechstunden angeboten werden.
• Im Rahmen der Studie wurde ein Prototyp für eine verbraucherfreundliche Arztsuche entwickelt, der einen Beitrag zur Verbesserung informierter Wahl- und Entscheidungsprozesse in der vertragsärztlichen Versorgung leisten soll. Der Prototyp beinhaltet neben wichtigen allgemeinen Angaben zum Zugang auch übersichtliche, datierte Freitextbewertungen von Patientinnen und Patienten, die Ärztinnen und Ärzten direkt zugeordnet sind. Der Prototyp soll Arztpraxen und auch Suchportalbetreibern als Checkliste dienen und Transparenz und Patientensouveränität stärken.
Weitere Informationen:
• Die Ergebnisse der Studie „Transparenz in der vertragsärztlichen Versorgung“ finden Sie hier.
• Den Prototyp für eine verbraucherorientierte Arztwahl im Internetfinden Sie hier.
• Vorträge der Referenten und Mitschnitt der Fachtagung „Transparenz in der vertragsärztlichen Versorgung“ am 13. November 2020
Quelle: BMJ vom 16.11.2020
Bildquelle: pixabay.com