(prejus) Europastaatssekretärin eröffnet Afrika-Konferenz in Potsdam.
Potsdam – Nicht bloß Krisenherd oder Massenabsatzmarkt, sondern wichtige globale Stimme und gleichberechtigter Akteur bei Fragen der nachhaltigen Entwicklung – diese Sicht auf den afrikanischen Kontinent hat Europastaatssekretärin Anne Quart auf dem vierten „African Cultures and Democratic Dialogue“ in Potsdam vertreten: „Gerade gilt unsere ganze Aufmerksamkeit der Migration und Integration hier im Land. Aber ich finde es wichtig, dass wir dabei nicht unsere anderen Ziele aus den Augen verlieren. Die Entwicklungszusammenarbeit muss Antworten geben auf die Frage: „Wie können wir gute Lebensbedingungen für alle Menschen, denen durch Konflikte, Umweltschäden oder Armut ihre Lebensgrundlage genommen wird, schaffen? Frieden ist dafür die erste Voraussetzung. Aber faire Handelsbedingungen und nachhaltige Wirtschaftsstrukturen müssen zwingend folgen, damit die Menschen in ihrer Heimat überhaupt eine Perspektive haben. Für afrikanische Länder ist es wichtig, selbstbewusst und als gleichberechtigter Partner bei diesen Fragen aufzutreten. Dabei setze ich auch große Hoffnungen in die gerade verabschiedeten Nachhaltigkeitsziele, die für Entwicklungs- und Industrieländer gleichermaßen gelten. Gerade weil diese rechtlich nicht verbindlich sind, bedarf es jedoch einer starken Stimme der Zivilgesellschaft, um deren globale Umsetzung sicherzustellen“, sagte sie in ihrer Eröffnungsrede.
Viele der vereinbarten Ziele würden Probleme adressieren, denen afrikanische Länder in besonderem Maße ausgesetzt seien. So sei die Situation von Frauen in vielen Staaten weiterhin höchst problematisch und autokratische und korrupte Strukturen würden in manchen Fällen die positiven Effekte von Entwicklungsgeldern zunichtemachen. Aktuell drohe eine besondere Gefahr durch die Folgen der globalen Umweltzerstörung. Die Ausbreitung von Wüsten zerstöre in großem Ausmaß wertvolles Ackerland und die Folgen des Klimawandels bekämen insbesondere die ärmsten Bewohner zu spüren, so Quart weiter. Sie hob dabei aber auch die positiven Entwicklungen in vielen Ländern des Kontinents hervor, diese fänden immer noch viel zu wenig Beachtung in den Staaten Europas.
Weitere Themen der Konferenz waren unter anderem die Selbstständigkeit von afrikanischen Migrantinnen und Migranten in Deutschland oder der wissenschaftliche und kulturelle Austausch zwischen deutschen und afrikanischen Studierenden. Quart sagte: „Durch den Austausch über Grenzen und Kontinente hinweg können wir viel lernen. Wir sind alle abhängig voneinander und mit unseren entwicklungspolitischen Leitlinien des Landes wollen wir genau diese Verantwortung auch zum Ausdruck bringen. Das Europäische Entwicklungsjahr hat uns immer wieder Gelegenheit gegeben, die Menschen hier im Land für diese Fragen zu sensibilisieren und zum Nachdenken zu bringen.“
Quelle: Pressemeldung mdj.brandenburg.de vom 23.10.2015.