(prejus) Konzept für die Umgestaltung des Nürnberger Schwurgerichtssaal 600. Multimediale Neugestaltung ohne Rückbau. Erneute Bewerbung zum Weltkulturerbe.
Der Saal 600 im Nürnberger Justizpalast ist seit rund fünf Jahren für die Öffentlichkeit allgemein zugänglich. Da er aber noch immer als Gerichtssaal verwendet wird, kann er nur dann von Besuchergruppen des Memoriums Nürnberger Prozesse besichtigt werden, wenn gerade keine Gerichtsverhandlung stattfindet. Schautafeln und Stelen bringen den Besuchern die Zeit der Kriegsverbrecherprozesse heute schon näher. Nach Auszug der Justiz aus dem Ostbau des Nürnberger Justizpalasts soll der Saal 600 für museale Zwecke zur Verfügung stehen. Ziel ist die Erlebbarkeit der historischen Dimension des Saals 600 und die Bewahrung eines bedeutenden weltgeschichtlichen Erbes.
Anlässlich der Pressekonferenz von Staatsregierung und Stadt Nürnberg sagte Staatsminister Dr. Markus Söder: „Der Schwurgerichtssaal 600 ist das juristische Gewissen Nürnbergs. Es ist eine große Herausforderung ein Zukunftskonzept zu erstellen, das den Saal künftig unter dem Aspekt der Erinnerungskultur und des kulturellen Gedächtnisses erlebbar werden lässt und das gleichzeitig dem Charakter des Raumes als hochrangiger Geschichtsort gerecht wird. Gerade im Hinblick auf die künftige Bewerbung als UNESCO-Weltkulturerbe ist ein achtsamer Umgang erforderlich.“ Nach intensiven Gesprächen mit Fachleuten und der Stadt Nürnberg besteht zwischen Staatsregierung und der Stadt Einigkeit, dass keine großen baulichen Eingriffe erfolgen sollen. Dr. Söder: „Es wird keinen Rückbau des Saals in den Zustand von 1945 geben.“
Bayerns Justizminister Prof. Dr. Winfried Bausback ergänzte: „Die Nürnberger Prozesse vor 70 Jahren im Saal 600 und die dort formulierten Nürnberger Prinzipien markieren die Geburtsstunde des modernen Völkerstrafrechts. Wir sind daher fest überzeugt: Der Saal 600 mit seinem beeindruckenden ideengeschichtlichen Hintergrund ist ein hervorragender Kandidat für eine Bewerbung als UNESCO Weltkulturerbe. Gerade die Verknüpfung des historischen Ortes mit den weltweit geltenden Rechtsprinzipien ist einmalig und daher die besondere Stärke einer Bewerbung. Wir werden daher alles daran setzen, dass die Bewerbung ein Erfolg wird! Denn eines ist klar: Saal 600 und die Nürnberger Prinzipen – UNESCO Weltkulturerbe! Das wäre ein enormer Gewinn für alle: Für die Stadt Nürnberg, für die Internationale Akademie Nürnberger Prinzipien, für die bayerische Justiz und den Freistaat Bayern!“
Prof. Dr. Julia Lehner, Kulturreferentin der Stadt Nürnberg, schlägt vor, mit Hilfe modernster Medientechnik Geschichte lebendig werden zu lassen: „Wir wollen ermöglichen, dass die Besucherinnen und Besucher den Saal wieder so wie zur Zeit der Nürnberger Prozesse wahrnehmen können. In einer aufwendigen multimedialen Inszenierung mit Projektion, Film, Licht und Ton überlagern sich historische und heutige Ansichten. Der Zeitsprung trägt dazu bei, die weltgeschichtliche Bedeutung dieses Ortes eindrücklich zu vermitteln.“
„Die Erfahrung der historischen Dimension des Saals 600 ist mittels eines audiovisuellen Konzepts auch ohne große bauliche Eingriffe möglich“, so der Finanz- und Heimatminister Dr. Söder. Die gemeinsame Entwicklung und Umsetzung eines umfassenden musealen Konzepts erfolgt durch den Freistaat und die Stadt Nürnberg. „Das Konzept ist innovativ, sensibel, flexibel“, so Minister Dr. Söder. Auch der Beirat befürwortet das Konzept, im Kuratorium wurde es ebenfalls sehr positiv aufgenommen.
Auch um die museale Neugestaltung zu ermöglichen, errichtet der Freistaat ein neues Sitzungssaalgebäude für die Nürnberger Strafjustiz. Bayerns Justizminister Prof. Dr. Winfried Bausback dazu: „Das Gebäude wird nach derzeitiger Planung in etwa Ende 2017 fertiggestellt sein. Dann wird der Saal 600 nicht mehr für Strafsitzungen benötigt, so dass dem neuen Visualisierungskonzept nichts mehr im Wege stehen wird. Ich bin sicher: Der Saal 600 wird dann noch mehr Besucher aus aller Welt anlocken.“
Der Freistaat Bayern wird die museale Neugestaltung des Saals 600 gemeinsam mit der Stadt Nürnberg weiter vorantreiben. Daneben wird die Bewerbung für das UNESCO-Weltkulturerbe weiter vorbereitet. Wünschenswert wäre hier ein gemeinsamer Antrag von Stadt und Staat.
Bayerisches Staatsministerium der Justiz
Prielmayerstraße 7 (Justizpalast), 80335 München
Pressesprecherin: Ulrike Roider
Stellvertreterin: Dr. Eva Schimpfhauser
Stellvertreterin: Gertraud Grünewald
Stellvertreter: Dr. Thomas Pfeiffer
Quelle: Pressemitteilung Nr. 161/15 Bayerisches Staatsministerium der Justiz vom 30. November 2015.